Zinssenkung in Amerika, Konjunktursorgen in Europa (vor allem hierzulande), geopolitische Kriegsängste. Da fällt das private Geldmanagement nicht leicht.

Erwartungsgemäß hat die Federal Reserve zum ersten Mal seit über vier Jahren die Zinsen gesenkt. Das Ausmaß – 50 statt der meist erwarteten 25 Basispunkte – hat zwar die meisten Marktteilnehmer überrascht, aber keine besondere Reaktion ausgelöst. Der Schritt gilt als ein deutliches Zeichen, dass die US-Währungshüter eine „weiche Landung“ für die amerikanische Wirtschaft absichern wollen. Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab, bleibt aber robust. Gleichzeitig sinkt die Inflationsrate.

Kommentieren Frankfurter Analysten: Auch in ihrem schriftlichen Statement haben sich die US-Währungshüter optimistisch gezeigt. Mit diesen Formulierungen will die Notenbank verhindern, dass die Märkte angesichts des großen Zinsschritts in Panik verfallen. Für den weiteren Jahresverlauf rechnet die DZ Bank mit zwei weiteren Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte. Für die US-Wirtschaft prognostizieren die Analysten ein Wachstum in Höhe von 2,4 Prozent bei einer Teuerung von 2,9 Prozent. 2025 dürfte die Inflation dann schätzungsweise nur noch 2,3 Prozent betragen.

Immer noch zu wenig Aktionäre

Parallel hält die kurzfristige Volatilität an den Börsen an. Der Aktienmarkt präsentiert sich dabei aber in anhaltender Rekordlaune – Dax zeitweise über der 19.000er-Marke! Innenpolitisch bestimmen verunsichernde Fragezeichen das Bild. Die sollten aber die Sachwerte (Aktien, Gold, Industrierohstoffe) als Anlageklassen begünstigen. Private Anleger bleiben dennoch eher zurückhaltend. Vielleicht ändert sich das, wenn die Berliner Ampel ihre Gedankenspiele einer Förderung der Altersvorsorge durch Aktien tatsächlich realisieren sollte.

Hans-Jörg Naumer, Director Global Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors, gehört seit langem zu den prominenten öffentlichen Aktienförderern. In einem neuen Artikel weist er auf die alte Erkenntnis hin: Die Deutschen arbeiten für ihr Geld, statt ihr Geld für sich arbeiten zu lassen. Kein Wunder, dass sie im Allianz Wealth Report als G 3- Nation im Vergleich der Geldvermögen pro Kopf abgeschlagen auf Platz 19 landen. Die Zahl der Aktionäre war nach Erhebung des Deutschen Aktieninstituts 2023 leicht rückläufig. 12,3 Millionen Deutsche haben Aktien und/oder Aktienfonds. Bei einer Bevölkerung von 84,6 Millionen sind das 14,5 Prozent. Zu wenig. Das lässt sich schöner rechnen, wenn zum Beispiel die Kinder rausgenommen werden. Aber Hand aufs Herz: Ist nicht ein Aktienfondssparplan gerade für Kinder wichtig?

Hier hat sich über die vergangenen Jahrzehnte wenig verändert, stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in seiner Studie zu den Haushaltseinkommen lakonisch fest. Die qualitativ wichtigste Einkommensquelle sind die Löhne und Einkommen aus selbständiger Tätigkeit. Dann folgen die Renten. Kapitaleinkommen kommt so gut wie nicht vor. Warum eigentlich? Bei einem Geldvermögen, dass sich der 8.000 Milliarden Euro nähert – da geht doch was!

Kapitaleinkommen werden vernachlässigt

Bei unserer demographischen Entwicklung sollten wir den Fokus mehr auf das Kapitaleinkommen legen. Als Zubrot im Alter, als Extra bei den laufenden Lebenshaltungskosten, die auch nicht weniger werden, oder gezielt für bestimmte Ausgaben. Warum nicht einen Teil des Studiums der Kinder aus laufenden Kapitalerträgen finanzieren? Beispiel: Anlagesumme 100.000 Euro. Darauf Ausschüttungen aus Anleihekupons und Dividenden in Höhe von 3,5 Prozent. Macht 3.500 Euro im Jahr und knapp 292 Euro im Monat (wobei die Abgeltungsteuer gegebenenfalls noch berücksichtigt werden muss). Und das Schöne dabei: Der Kapitalstock wird nicht angetastet. Wertzuwächse aus Kursgewinnen sind zu erwarten. Lediglich die Ausschüttungen werden entnommen. Ich teile Naumers Appell: Wir sollten unser Geld mehr für uns arbeiten lassen.

Fünf nachhaltige Megatrends

Wer von Ihnen, geschätzte Anleger, Interesse an wichtigen langfristigen Entwicklungen hat, dem empfehle ich entsprechende internationale Studien im Auge zu behalten – Beispiel eine neue Analyse von Swisscanto. Daraus Auszüge von Karsten Marzinzik, Country Head Germany, Austria and Liechtenstein mit dem Titel: „Fünf nachhaltige Megatrends im Visier.“

Das Wort Megatrend wird heutzutage unangemessen häufig verwendet, um einem Trend den entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Umschreibung Megatrend passt und keine Übertreibung darstellt. Beim nachhaltigen Investieren identifizieren wir aktuell fünf Megatrends, die aus unserer Sicht enorme Bedeutung haben, da sie langfristige Begleiter der gesellschaftlichen Entwicklungen sind und infolgedessen Investmentchancen bieten. Namentlich sind die Oberbegriffe für die fünf nachhaltigen Megatrends Climate, Circular Economy, Water, Healthy/Longevity und Digital Economy. Climate ist definitiv das medial präsenteste Thema. Auch für uns gehört Klimaschutz zu einer der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Erhöhung von Energieeffizienz-Maßnahmen, unter anderem bei Gebäuden, fallen beispielsweise darunter.

Zur Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) zählen insbesondere die Bereiche Ressourceneffizienz und Recycling. Da die Energiewende nicht ohne den Abbau von Ressourcen möglich ist, stehen effizienter Abbau und effiziente Verwendung an oberster Stelle. Generell sind diese Faktoren ebenso wie die Zunahme an Recyclingmöglichkeiten aus Nachhaltigkeitssicht unabdingbar sowie zukunftsgerichtet. Wasser beinhaltet vielfältige Themenbereiche wie Schutz, Verteilung oder erneut Effizienz. Die weltweit zunehmende Nachfrage nach Frischwasser trifft auf ein global limitiertes verfügbares Frischwasservorkommen (Oberflächen- und Grundwasser). In der Folge droht die so genannte Wasserlücke immer größer zu werden. Die Schließung der Wasserlücke ist daher eine elementar wichtige Aufgabe für Politik und Gesellschaft. Und sie bietet, insbesondere auch aus Sicht von Anlegerinnen und Anleger mit dem Fokus auf nachhaltige Entwicklungen, attraktive Investitionsmöglichkeiten.

Gesundheitsversorgung ein zentraler Themenblock

Healthy/Longevity ist ein sehr wichtiger Themenblock. Die Gesundheitsversorgung, insbesondere auch für die ärmeren Bevölkerungsschichten, ist ein sehr wichtiger Themenbereich. Dazu zählen die enormen Fortschritte bei Behandlungsmethoden und Medikamenten – wie jüngst bei Adipositas. Auch Dienstleistungen für ältere Menschen, gerade angesichts des zunehmenden Lebensalters und der steigenden Überalterung der Bevölkerungen in westlichen Industriestaaten, zählen aus Nachhaltigkeitssicht zu den Aufgaben, deren Stellenwert wachsen wird. Und der fünfte Megatrend, Digital Economy, betrifft die Digitalisierung unserer Welt. Die digitale Vernetzung nimmt zu und erleichtert das tägliche Leben. Allein das Beispiel ‚Handy‘ mit seinen gewachsenen Funktionen unterstreicht diesen Langfristtrend. Und KI, Künstliche Intelligenz, ist sowieso in aller Munde und dürfte positive Entwicklungen nehmen. Aber auch Cyber Security sei hier genannt, denn die digitale Kriminalität nimmt analog den Fortschritten zu und Sicherheitsfunktionen gewinnen stark an Bedeutung.