Anleger dürfen sich freuen, dass diese Bundesregierung die Aktie in die staatlich geförderte Altersvorsorge einbeziehen will. Wann und wie genau, wird aber noch diskutiert.

Dass eine steuerlich geförderte langfristige Aktienanlage Bestandteil der privaten Altersvorsorge sein sollte, wird von der Fachwelt seit langem gefordert. Jetzt rückt die politische Realisierung der „Aktienrente“ näher – nur fragt sich, ob die amtierende Regierung noch dazu in der Lage sein wird. Schon deshalb sollten die Bundesbürger nicht darauf warten, sondern frühzeitig einen Teil ihres Vermögens betont langfristig investieren.

Engagierte Politiker und Fachjournalisten äußerten in den vergangenen Tagen Hoffnung und Zweifel zugleich. Hier einige typische Stimmen: Noch nie war zu diesem Thema mehr Bewegung in der „Ampel“. Nach drei niederschmetternden Landtagswahlen wirft die Spitze der Grünen um Ricarda Lang und den Frankfurter Omid Nouripour das Handtuch. Nicht wenige sehen damit den Anfang vom Ende der Berliner Ampel: „Die Ampel stirbt langsam“, kommentiert Kollege Andreas Härtel und blickt auf die Momente, an denen vor allem „Grüne-Prestigeprojekte“ am Bürger vorbei oder zumindest für den Bürger nicht mehr nachvollziehbar umgesetzt wurden – wie das sogenannte „Heizungsgesetz“. Fest steht, die nächsten Tage und Wochen dürften nicht nur im politischen Berlin, sondern für uns alle spannend werden.

Entwurf zur Reform der Altersvorsorge

Immerhin: Das Bundesministerium der Finanzen hat einen Referentenentwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge vorgelegt, der die private Altersvorsorge attraktiver gestalten soll. Sein Kern ist die Einführung eines staatlich geförderten Altersvorsorgedepots, das den Menschen in Deutschland die Chance bietet, Aktien, Aktienfonds oder auch Exchange Traded Funds (ETFs) in ihrer privaten Altersvorsorge zu nutzen. Sie können damit besser fürs Alter vorsorgen. Das Deutsche Aktieninstitut spricht sich für eine zügige Umsetzung der Vorschläge aus.

„Der Referentenentwurf ist ein wichtiger Schritt für eine attraktivere private Altersvorsorge mit Aktien. Viele Länder nutzen seit Jahren erfolgreich Altersvorsorgedepots mit einem hohen Aktienanteil. In Australien haben beispielsweise Altersvorsorgedepots mit einem Aktienanteil von rund 50 Prozent von 2004 bis 2023 Erträge von durchschnittlich 7,1 Prozent pro Jahr erwirtschaftet“, hebt Henriette Peucker, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts, hervor.

Inwiefern andere Länder über Altersvorsorgedepots Aktien in der Altersvorsorge nutzen, zeigt auch eine Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Deutschen WertpapierService Bank AG vom Mai. Was in anderen Ländern üblich ist, wurde auch im Gesetzentwurf aufgegriffen.

Wahlmöglichkeiten für Privatanleger

Dazu gehört die im Gesetzentwurf enthaltene Möglichkeit, entweder ein Garantieprodukt oder ein garantiefreies Altersvorsorgedepot wählen zu können. Beitragsgarantien oder Mindestverzinsungen werden in der Regel mit einem hohen Anteil an festverzinslichen Wertpapieren wie Staatsanleihen finanziert. Mehr festverzinsliche Wertpapiere bedeuten aber gleichzeitig weniger Aktienanlage und damit auch geringere Erträge. Da eine langfristige, breitgestreute Aktienanlage durchschnittlich sechs bis neun Prozent Erträge im Jahr erwirtschaftet, sind Garantien bei langen Anlagezeiträumen wie in der Altersvorsorge nicht notwendig.

Der Gesetzentwurf sieht auch für einen Auszahlungsplan flexible Regeln vor. Diese ermöglichen, dass dem Auszahlungsplan nur der monatliche Bedarf entnommen wird und das restliche Altersvorsorgevermögen weiter in Aktien investiert bleiben kann. Außerdem ist keine teure Verrentungspflicht vorgesehen.

Freibeträge weiter anheben

Das Deutsche Aktieninstitut begrüßt, dass das Bundesministerium der Finanzen die staatliche Förderung anheben will, um das Altersvorsorgedepot steuerlich attraktiver zu machen. Bislang konnten in der Riester-Altersvorsorge jährlich maximal 2.100 Euro steuerbegünstigt angelegt werden. Dieser seit 2007 unveränderte Beitrag soll laut Gesetzesentwurf auf 3.000 Euro pro Jahr steigen. Ab dem Jahr 2030 ist eine Erhöhung auf 3.500 Euro vorgesehen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, der allerdings nicht einmal einen Inflationsausgleich bringt. Andere Länder sind deutlich großzügiger. So beträgt beispielsweise der abzugsfähige Betrag in den USA pro Jahr 6.500 Dollar, was 6.000 Euro entspricht. Daran könnte sich Deutschland orientieren.

Hoffnung auf zügige Umsetzung

„Die private Altersvorsorge mit einem Altersvorsorgedepot braucht Flexibilität und einfache Regeln. Leicht verständliche und standardisierte Anlageprodukte sind wichtig, damit breitere Bevölkerungskreise in Deutschland die Chancen des aktienorientierten Altersvorsorgedepots auch nutzen. Wir hoffen auf eine zügige Umsetzung der auf dem Tisch liegenden Vorschläge“, so Peucker.

Anleger müssen selbst aktiv werden

Es gibt starke und wichtige Argumente für die langfristige Aktienanlage und deren Bedeutung für die private Altersvorsorge. Somit haben Anlageberater und Fondsmanager genug Material für die entsprechende Aufklärung ihrer Klientel bzw. die Gewinnung neuer Kunden. Als alter Aktienförderer unterstütze ich selbst seit Jahrzehnten (!) den Privatanleger Typ „Selbstentscheider“, der sich selbst fort- und weiterbildet, um die attraktiven Möglichkeiten der Aktienanlage zu erkennen und zu nutzen.

Meine favorisierte Empfehlung: Beschaffen Sie sich die „Rendite-Dreiecke“, die das Aktieninstitut entwickelt hat. Diese farbigen Grafiken zeigen auf einen Blick und eindrucksvoll die Chancen der Aktienanlage anhand der jährlichen Renditen für die unterschiedlichsten Zeiträume an. Das Aktieninstitut bietet Rendite-Dreiecke für den Dax, den Euro-Stoxx und den MSCI-World an.

Zu guter Letzt: Auf meinem Schreibtisch steht eine schwarze Tasse des Rosenheimer Börsenverlags (als Parkplatz für Stifte) mit der Aufschrift „DAX 100.000?“ Warten Sie nicht auf den Staat, geschätzte Anleger!